Lex rechter Arm und die Stirn begannen bei den Gedanken daran zu jucken
"Warpstone regnet vom Himmel...." dachte sie bei sich selbst "... ich hoffe das gibt kein Problem für mich"
Der Abend kam näher und näher, Lex platzte förmlich vor Ungeduld auf das persönliche Essen und vorallem das Gespräch mit der Capitana, während Aurelius am liebsten weiter mit den Seeleuten gespielt hätte.
Lex hatte sich über ihren eingebundenen Arm ein weißes Tuch gelegt, daß zu ihrer Kleidung paßte und den Hut so weit über die Stirn gezogen wie es ging, damit ihre Verbände nicht so sehr auffielen.
Die betrachtete sich gerade im Spiegel, als es kräftig gegen die Tür klopfte.
Aurelius öffnete die Tür und einer der Seemänner stand davor.
"Guten Abend die Herrschaften" sagte er in einen sehr höfflichen Ton "mir wurde aufgetragen sie zu Kapitän Gwendura aus dem Hause Wendar zum Dinner zu bringen. Würden die Herrschaften mir bitte folgen"
Aurelius begleiteten den Seemann den Gang entlang und auf das Deck.
Die Sonne ging gerade unter und erleuchtete Meer und Schiff mit ihren roten Strahlen. Die Segel waren aufgebläht, die Flagge mit den Wappen von Silberfels wehte gehn Norden und überall waren die Seemänner damit beschäftigt das Schiff für die Nacht herzurichten.
Der Seemann bestieg die Treppe hoch zum Steuerrad, hinter dem sich die Tür zur Kapitänskajüte befand und wies seine zwei Begleiter an ihm zu folgen.
Als Lex die Treppen gerade hinaufgehen wollte, sah sie am Bug der Lemura eine schlanke Gestalt in einem dunklen Kapuzenmantel, die nach Norden blickte und sie erinnerte sich sofort an die eisblauen Augen.
Sie blickte sich um, die Begleiterin war nirgends zu sehn.... oder war die Person am Bug die Begleiterin?
Aurelius stupste sie von hinten an "Jetzt geh schon, dachte du bist so versessen auf Antworten"
Lex bestieg die Treppe und betrat das Oberdeck.
Der Seemann klopfte kurz und öffnete dann die Tür für Aurelius und Lex.
"Bitte die Herrschaften, Kapitän Gwendura erwartet sie schon"
Lex betrat mit Herzklopfen die Kajüte, welch größe würde sie haben? Würde sie einen Speisesaal wie in einer Herzoglichen Burg vorfinden, mit Kronleuchtern und einer langen Tafel? War die Kajüte vielleicht selbst wie ein Haus mit mehreren Zimmern? Welch Wunder mochten wohl im Raum der Capitana sein, wenn schon die Gästezimmer so waren.
Doch nichts von dem bot sich Lex`s Augen....
Der Raum war... klein, anders konnte man es nicht sagen. Er hatte die Breite die man erwarten konnte, wenn man den Aufbau des Oberdecks betrachtete, vielleicht 6 mal 4 Schritt. Die Hinter Front war, genau wie in der Messe, dominiert von einer Fensterreihe, die die Hälfte der Höhe einnahm. Direkt darunter war ein schlichtes Bett in der Mitte einer Ablage, die für einen Menschen reichte. Am Kopf- und Fussende festeingebaute Truhen, auf denen alle möglichen Sachen lagen. An den Wänden zur linken und zur rechten waren Schränke und Regale. Die Regale waren mit übergroßen Schriftrollen vollgestopft, wahrscheinlich Seekarten, was sich in den Schränken befand, konnte man nur vermutet.
Es hingen nur 3 Bilder an den Wänden. Eines zeigte eine hochgewachse Frau mit roten, lockigen Haaren. Sie trug eine Robe wie Gwendura, doch ihre Runen hatten eine kupferne Farbe, genauso der kunstvolle Stirnreif und die Halskette mit roten Edelstein. Unter dem Bild stand in kleinen Lettern "Rottokulla aus dem Hause Tar"
Das zweite Bild war wohl der Fanatasie entsprungen, den es zeigte eine Meerjungfrau auf einem Stein liegend inmitten der Brandung einer Bucht. Sie hatte den Kopf auf eine Hand gestützt und lächelte den Betrachter an. Deutlich konnte man die Gesichtszüge der Capitana erkennen. Eine Bezeichnung für das Bild fand sich jedoch nicht.
Das dritte Bild zeigte wohl ein Meerestier. Aurelius und Lex hatten schon einmal davon gehört, jedenfalls von einem Tier, daß ähnlich aussah, ein Nautilus. Im Gegensatz zu diesem Tier jedoch, hatte dieses Tier viel längere Tentankel und war auch schlanker von der Gestalt.
Unterhalt dieses Bildes gab es wieder eine Bezeichnung: Lemura
Das größte Möbelstück des Raumes war ein kunstvoller Tisch aus edlem, polierten Holz. Die Beine hatten die Gestalt von Springenden Meerjungfrauen und der Rand war mit unzähligen Muschelnschnitzerein übersäat.
Wahrscheinlich wurde er sonst als Arbeitstisch benutzt, doch nun befand sich darauf goldene Trinkbecher, Glaskelche, Kerzenstände, Besteckt mit eingelassenen, geschliffenen roten, grünen und blauen Steinen; ein Gedeck für drei Personen.
Ein Stühl stand in der Mitte des Tischen, die zwei anderen an den beiden Kopfenden.
Die Capitana trug ihre schwarze Robe und ihren Hut, als sie Aurelius und Lex begrüßte.
"Einen schönen guten Abend wünsche ich" sagte sie und lächelte freundlich "es freud mich sehr, daß ihr gekommen seid. Bitte setzt euch"
Lex und Aurelius setzten sich danken und auch die Capitana nahm Platz.
"Möchtet ihr etwas kräftiges zum anregen des Magens oder sollen wir gleich mit der Vorspeise beginnen?"
"Och so ein kleiner Schluck am Anfang, wäre schon fein" sagte Aurelius und späte über den Tisch um zu erraten, was in den diversen Flaschen die sich darauf befanden, wohl drin sein mochte.
Gwendura goss allen drein aus einer Flasche ein rote Flüssigkeit in die kleinen Kristallgläser ein, erhob das ihre und sagte "auf einen schönen Abend und schmackhaftes Essen" und kippte das Glas in einem Zug.
Lex und Aurelius, die ihre Gläser bei dem Trinkspruch ebenfalls erhoben hatten, taten es ihr gleich.
Es war ein leicht bitteres Getränk, doch regte es tatsächlich den Magen an und beide spührten, daß der Magen nach Nahrung verlangte.
Kaum hatten sie ihre leeren Gläser auf den Tisch gestellt, als die Tür sich öffnete und vier Matrosen in der Kleidung des Küchenpersonals den Raum betraten. Jeder trug einen Teller mit einer goldene Haube darauf, welche vor den Dreien abgelegt wurden. Mit einem gleichzeitigen Schwung hoben sie die Hauben und ein goldener Suppenteller kam zum vorschein, in dem sich eine cremige, haselnussfarbene Suppe befand.
Der vierte Matrose hatte ein Körbchen mit Fladenbrot abgestellt, dem wohl Kräuter zugemischt waren.
"Eine Wukar-Suppe, kostet, sie wird euch schmecken" sagte Gwendura und griff zum Löffel.
Lex und Aurelius taten es ihr gleich und kosteten die Suppe. Es war ein leicht nussiger, saftiger Geschmack der einen Hauch von fernländischen Gewürzen hatte. Die Suppe war äußerst köstlich, ebenso das Brot, daß sich als Rosmarinbrot herausstellte.
Kaum waren die Teller geleert, erschienen wieder die Seemänner und räumten die leeren Teller, sowie das Brotkörbchen weg und verließen damit den Raum, so schnell, wie sie gekommen waren.
Gewendura lehnte sich zurück, lächelte und sagte: "So, nun lassen wir mal die Suppe sich setzen und warten etwas auf den zweiten Gang. Also Lex, was möchtest du wissen?"
Lex war etwas sprachlos, mit so einer Offenheit der Capitana, vorallem jetzt noch während des Essens hatte sie nicht gerechnet.
"Nun, ich wollte damit warten, bis nach dem Essen" sagte sie etwas verwirrt
"Iwo, man kann doch alles auch während des Essens bereden, leckeres Essen lockert so manche Zunge" lachte Gwendura und zwinkerte Lex zu.
"Also gut... wo fang ich an. Wir mußten von der einen Lemura umsteigen auf dieses Schiff, angeblich wegen der Aufmerksamkeit die ihr nicht auf euch ziehen wollt. Wieso?" begann Lex.
"Nun ja, ein Schiff, daß in einem Hafen vor Anker liegt, ist viel leichter genauer zu Untersuchen als wenn es über das Wasser gleitet. Darum verwenden wir in manchen Häfen sogenannte Schattenschiffe, welche ohne Schnickschnack sind, damit wir nicht all zu viel Verdacht auf uns ziehen. Nevenburg gehört nun zwar eigentlich nicht zu solchen Häfen, aber davor war die Lemura im Hafen eines anderen Landes, dessen Bewohner auf Magie nicht sehr freundlich reagieren." antwortete die Gwendura.
"Aber es ist keiner an Bord geblieben, habt ihr das Schiff den einfach zurück gelassen?" harkte Lex nach
"Nicht doch, daß wäre Verschwendung! Wir haben ein eingefahren und es ist sicher verwahrt" erklärte die Capitana
"Eingefahren?!" sagte Lex und ihre Stimme zog das Wort in die Länge als wollte sie damit den Sinn erkennen.
"Ja eingefahren, im Bug des Schiffes" kam die recht einfache Antwort.
Lex Augen wurden groß.... ein Schiff im Schiff!
"Dieses Schiff ist voll mit Magie!" es klang mehr wie eine Feststellung, als wie eine Frage, was Lex über die Lippen kam
"Ja, eine menge Schnickschnack, der Großteil zur Bequemlichkeit der Passagiere und der Besatzung. Manche Dinge sind wichtig, andere nützlich und auf einige könnte ich auch persönlich verzichten. Ich liebe das Reisen in jeglicher Form und am liebsten fühle ich womit, worauf und wodurch ich reise. Leider ist das nicht immer möglich" Gwendura lies ein leichtes Seufzen vernehmen.
"Schnickschnack?!" Lex konnte diese Bezeichnung für die Dinge die sie gesehn hatte gar nicht fassen "Ihr habt Taschendimensionen als Räume, eure Segel blähen sich mit magischen Wind und ein Schiffverband von scheinbar überlegenen Kriegsschiffen flieht vor euch. Das kann man doch nicht als Schnickschnack bezeichnen!
"Nunja, aber nötig wäre das wenigste davon oder?" konterte die Capitana "Die Räume sind ganz angenehm für die Passagiere, aber eigentlich nicht nötig, den wir sind nicht lange unterwegs. Klar der Mannschaft will man mehr bieten, den sie Arbeiten ja auch hart und sollen dafür so viele Annehmlichkeiten wie möglich erhalten. Die Segel sind nützlich, aber persönlich würde ich lieber die Kräfte der Natur und des Meeres verwenden. Aber wir haben Passagiere und die wollen ja auch nach Silberfels. Wenn wir keine an Bord haben, dann Segeln wir, wie jedes andere Schiff auch"
Gwendura lächelte und es schien, als ob dieser Gedanke ihr Herz mit großer Freude erfüllen würde.
"Was die Flucht der schwarzen Schiffe angeht, das ist eine andere Geschichte"
"Welche" setzte Lex neugierig an
"Es war die Kal`Igas`Fayn, ein anderes Schiff unserer Flotte, daß weit nach Westen gesegelt war, daß ist nun sieben Jahre her. Es war von gleicher größe wie die Lemura, allerdings eine ganz andere Art von Schiff und nur mit Trammeljanern an Bord.
Die Kal`Igas`Fayn war das erste Schiff, was auf die Koschmar traf. Die Koschmar sind ein sehr elitäres, kriegerisches Volk von Menschen. Sie sehen jede andere Rasse und jedes Volk, außer das Ihre als "Minderwertig" an, nur dazu da, ihnen als Sklaven zu dienen. Ihre Sklavenschiffe reisen die Küsten der Insel und des Heimatlichen Kontinentes entlang um Sklaven für ihre Städte, Galleren und Minen zu erbeuten. In dem Gebiet, welches sie heimsuchen, sind sie das dominante Volk und nur das Echsenvolk von Gurunar kann ihnen Widerstand leisten.
Als nun ein ähnlicher Schiffsverband wie der, den wir heute gesehen haben, auf die Kal`Igas`Fayn draf, dachten sie, sie hätten leichte Beute. Sie haben sich geirrt und bezahlten einen hohen Preis dafür.
Unser Schiff hatte die rote Flagge gehißt, was bei uns eigentlich eine Zeichen des Friedens ist. Seid diesem Tag glauben die Koschmar, wir seien böse Seegeister und wollten ihr Blut trinken. Ich hasse Sklavenjäger, jegliche Art von Sklaverei, aber das liegt vielleicht an meinen freiheitsliebenden Herzen"
Gwendura goss einen Wein in ihr Glas und blickte Lex an.
"Ich habe heute Nacht mein Zimmer untersucht" begann Lex
"Ohhh als ob ich das nicht wüßte" sagte Gwendura und verzog das Gesicht ein wenig
"Woher?" wollte Lex wissen
"Das ganze Schiff ist abgesichert, daß, wenn jemand hier Untersuchungen macht, ich davon in Kenntnis gesetzt werde. Für den Fall, daß die Person die eingerichteten Blockaden knackt, damit ich einschreiten kann. Aber zum Glück ist das noch nie passiert" lachte Gwendura
"Dieser.... Spiegel, gehört er zu diesen Blockaden?" erkundigte sich Lex
"Aber ja, eine sehr nützliche Sicherheitseinrichtung. Die meisten hören lieber auf weiter zu machen, wenn sie sich selbst komplett Astral einmal sehen, denn die wenigsten haben dies jemals erlebt" bestätigte Gwendura Lex Vermutung.
"Aber warum so ein Schutz?"
"Nunja, am Anfang hatten wir nahezu undurchdringliche Mauern erschaffen, aber so eine Mauer macht ungelaublich Neugierig und das Ergebnis sind dann Nächte, wo ständig in meinem Quatier die Alarmsignale ertönen. Der Astrale Spiegel gebietet viel mehr Einhalt, als jede Mauer" Gwendura lächelte und man sah es ihr an, daß diese Aussage sehr zutreffend war.
"Ja, aber warum überhaupt ein Schutz?" harkte Lex nach
"Och das!" Gwendura verstand nun, worauf Lex hinaus wollte "das ist einfach. Es gibt Teile des Schiffes, die sind nur für die Angestellten der Akademie zugänglich und geht auch nur diese etwas an. Außerdem: möchtest du den, daß irgend so ein Spanner von Magier hinter der Wand steht und dir beim Umziehen zusieht?"
"Die Perfektion dieses Taschendimensionsraums ist unglaublich, es ist, als wäre er beinahe "natürlich entstanden", wer hat ihn erschaffen, wer hat das ganze Schiff überhaupt erschaffen?" war Lex nächste Frage.
"Einen Moment!"
Gwendura stand auf und durchsuchte die Sachen die am Kopf- und Fussende des Bettes auf den Truhen lagen. Schließlich zog sie eine Schreibunterlage hervor, strich mit dem Finger darüber und sagte:
"Ahh ja, hier steht es: Die Lemura wurde von der Schiffsbaugruppe 74 erbaut, die Oberaufsicht hatte Tara aus dem Hause Io. Die haben das ganze Schiff gebaut, inklusive der Inneneinrichtung"
"Tara aus dem Hause IO?" dachte Lex laut
"Ja, ist oft so, daß es ein Io ist, der was gebaut hat, daß liegt in der Familie, seid Io. Die Io`s sind einfach von Geburt an Bastler und Handwerker, wird ihnen sozusagen in die Wiege gelegt. Während wir Wendars einfach Reiselustige Leute sind. Natürlich bei den Jungen, ist es eine Mischung aus den Häusern, aus denen sie jeweils entstanden sind, aber so der Hauptzweig ist meint der dominante" erklärte Gwendura ausführlich
"Ja... aber dieses Konstrukt ist so.... perfekt und fein, wie ist das Möglich?!" wollte Lex wissen
"Wissen, Ausrüstung, Zeit, dies dürften die ausschlagsgebenden Faktoren dafür sein"
Die Tür öffnete sich und herein kamen fünf Seemänner, drei trugen silberne Teller mit Hauben, die zwei anderen Terrinen.
"Ahhh der Zwischengang, dann laßt es euch mal schmecken" sagte Gwendura und warf die Schreibunterlage aufs Bett.
Aurelius und Lex schauten dem Wurf nach und zu ihrem Glück lag die Unterlage mit der Schreibfläche nach oben, doch da war kein Papier. Beide sahen das gleich, die "Papierseite" war ein schwarzer Spiegel.Statistik:Verfasst von Mac von Eiver — Di 29. Jun 2010, 22:24
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